Bildungsreise nach Auschwitz der GJ Leipzig: Ein Bericht
Ein paar Mitglieder der GJ Leipzig, Jena, Görlitz und Halle haben Anfang Mai eine sehr bewegende Reise beschritten – wir waren in Oswiecim (Polen) und haben die Gedenkstätten Auschwitz I & II besichtigt. In diesem Newsletter könnt Ihr mehr über unsere Eindrücke von der Reise lesen.
Wir sind mit unterschiedlichen Erwartungen in die Reise reingegangen und kamen auch mit unterschiedlichen Eindrücken und Gefühlen zurück. Einige hat der Alltagstrubel so schnell wieder eingeholt, dass es schwierig war zu sagen, was von den Erlebnissen bleibt. Andere waren tief emotional bewegt, zunehmend politisiert oder hatten den Eindruck, sie müssten ihren Lebensstil noch einmal grundlegend hinterfragen. Trotzdem gab es auch einige Eindrücke, die wir alle geteilt haben, wie den der bizarren Schönheit des Sommerwetters und den grünen Wiesen auf dem Gelände der Gedenkstätte, besonders in Auschwitz-Birkenau, wo auch Rehe und ein Storch wie selbstverständlich über das ehemalige Gelände des Grauens spaziert sind, als wäre es ein friedlicher Fleck Natur. Genauso wie das schnelle Durchrauschen durch die Gebäude im Stammlager Auschwitz I, das das bedrückende Gefühl des Ortes nur noch verstärkt hat. Wir waren verwundert, dass uns der Tag im Stammlager viel mehr mitgenommen hat, als der Tag in Birkenau.
Was wir daraus gelernt haben: Man kann Emotionen nicht vorhersehen. Sie kommen manchmal unerwartet, in ungewöhnlichen Momenten und nehmen andere Züge an, als man erwartet. Was wir auch mitnehmen, sind Bilder der zurückgelassenen Schuhe, einer unangetasteten Ruine von einem Krematorium oder ein funkelnder See, der ein Massengrab markiert, genauso wie die manchmal sehr direkten Worte unserer Reiseleiterinnen und der vor Ort getroffenen Zeitzeugin Zdzisława Włodarczyk. Durch den direkten Kontakt konnten wir eine ganz andere, persönliche Verbindung zu dem Ort und der Geschichte, die sich dort abgespielt hat, herstellen und sie besser – gegenständlicher – begreifen.
Die Besuche der beiden Gedenkstätten waren eingebettet in ein Rahmenprogramm aus Workshops, einer Stadtführung und Freizeitaktivitäten. Die gemeinsame freie Zeit, in der wir uns besser kennenlernen durften und auch albern sein konnten, tat gut, um das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten und dem Thema genügend Raum zu geben, in uns weiterzuarbeiten, auch wenn man nicht gerade aktiv damit beschäftigt war. Wir konnten uns so eine neue Sensibilität und ein verbessertes Verständnis zu den Themen Holocaust, Shoah, zweiter Weltkrieg und Antisemitismus erarbeiten. Zudem ist uns erneut bewusst geworden, dass die Aufarbeitung der Geschichte noch nicht im Geringsten ausreicht, um das systematische Problem von Antisemitismus zu bekämpfen.
Abschließend wollen wir uns als Grüne Jugend Leipzig und im Namen aller Teilnehmenden bei der KJP und IBB herzlich für die finanzielle Unterstützung bedanken. Ohne diese wäre unsere Fahrt nicht möglich gewesen. Danke!
Mit stacheligen Grüßen,
GRÜNE JUGEND Leipzig
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